Provokation mit Nichts
Das bedarf einer Erklärung:
Wie ich mich schon vor geraumer Zeit geäußert habe, nehme ich prinzipiell ja Abstand von Titelgebungen, aber es gibt Situationen, wo man von seinen eigenen Vorgaben abweicht und diesmal fühle ich mich sogar verpflichtet, zu diesen Bildern eine Erläuterung zu geben.
Zum einen, weil die Bilder sehr gewagt sind, und zum anderen, weil die Idee einfach NICHTS darzustellen schon einige Zeit in mir schlummerte. Eigentlich ist es ja nicht „nichts“, weil ja doch etwas zu sehen ist, nämlich einerseits ein Strich und andererseits ein Punkt. Der Strich ist jedoch kein Strich, sondern eine kleine Mooreichenleiste und der Punkt ist kein Punkt, sondern eine Halbkugel aus Holz. Alles andere ist wieder „nichts“, wenn man vom Materiellen absieht, was aber hier nicht gefragt ist.
Die Frage der Zumutbarkeit stellt sich in diesem Fall zwangsläufig, da aber weder Ehrenrühriges, Beleidigendes oder Verhöhnendes dargestellt ist, liegt alles im grünen Bereich und jeder oder jede kann diesen Bildern ablehnend, nachdenklich, ignorierend, witzig erfreut oder gar erstaunt gegenüberstehen.
Die bei der Bearbeitung dieser Werke verwendeten Maße sind pure Absicht und daher gewollt:
Die Ziffernsummen der Außenmaße des Bildes (41cm und 56cm) und das Bild im Bild (29cm und 41cm) ergeben jeweils eine Primzahl oder sind bereits eine. Der Halbkugeldurchmesser und die Leistenlänge sind jeweils eine Primzahl. Beim imaginären Passepartout ergibt die Abstandsumme zum Bildrand (oben, unten: 17cm; rechts, links: 11cm) jeweils eine Primzahl. Die Abstände der Halbkugel und der Holzleiste vom jeweiligen oberen, unteren und seitlichen Rand ergeben ebenfalls Primzahlen. Detail am Rande: Mein Geburtstag fällt auf einen 17., der meines Bruders – auch Hobbykünstler – auf einen 11.
Alles total unwichtig, aber mit Plan.
Für Puristen sind die beiden Bilder vielleicht etwas überladen, für Minimalisten am Rande des Erträglichen, für schräge Denker hinterfragenswürdig und, so meine ich, für viele eine Provokation.
Unter Umständen sehen einige Betrachter viel mehr als „Nichts, welches keines ist“, weil den Interpretationen von Bildern ja keine Grenzen gesetzt sind. Das wäre im Sinne von Abstraktion zu verstehen, nämlich auf das Wesentliche reduziert, wobei das, was als wesentlich gilt, einerseits durch den Künstler und andererseits durch die Wahrnehmung des Betrachters bestimmt wird.
Wie Ihr seht, ich arbeite an mir.
Das Pöllauer Tal grüßt!
P.S. Ein besonderer Gruß an Michael und Christian, ich hoffe ich bin halbwegs rübergekommen.
P.S. Von Empfehlungen – „ Ein Besuch beim Psychiater wäre empfehlenswert“ – bitte Abstand zu nehmen, ich bin schon in Behandlung , über eine Weiterempfehlung meines Blogs wäre ich jedoch erfreut (http://rainerskunstfabrik.com).
Provokation 1
Provokation 2
Provozierend nebeneinander
Wer – so wie ich – den aktuellen Kinofilm „Der Marsianer“ in 3D gesehen hat ist vom Nichts begeistert . Die Provokation mit dem Punkt ist dir hervorragend gelungen ! Das andere Bild habe ich zuerst für ein Selbstporträt gehalten….;-)
MbG Michael
So kenne ich Dich. Freue mich über Deine Ansicht. Das mit dem Selbstporträt ist ein Schlager.
Normalerweise sagt man immer von Nichts kommt Nichts – mmmhh, dass muss ich jetzt mal überdenken. Denn dann wäre Deine Leinwand ja leer, oder? 🙂 LG Angela
Du hast natürlich recht, aber zu lange darüber zu grübeln ist nicht notwendig. Leere Leinwand oder leerer Rahmen ist den wirklichen Künstlern vorbehalten.Ein kleines Beispiel: Austria Kunstforum,vor ca. 15 Jahren, Andy Warhol, ein Sockel schön eingehüllt, darauf „Nichts“. Die Kunststudentin erklärte dieses Kunstwerk sehr ausführlich. Damals war ich echt irritiert.
LG Rainer und vielen Dank für Deinen Kommentar.